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Workshop-Rückblick von der re:publica 2025: Wie Desinformation jede Generation anders trifft

  • Autorenbild: Violeta Trkulja
    Violeta Trkulja
  • vor 14 Stunden
  • 3 Min. Lesezeit

Desinformation ist ein Phänomen, das uns alle betrifft. Jedoch kommt nicht jede Generation  auf die gleiche Weise damit in Berührung. Genau diesem Aspekt sind wir in unserem Workshop „Kettenbriefe, Clickbait, TikTok: Wie Desinformation jede Generation trifft“ auf der diesjährigen re:publica 2025 gemeinsam mit zahlreichen interessierten Teilnehmenden nachgegangen. 

Die re:publica hat dieses Jahr unter dem Motto “Generation XYZ” stattgefunden. Wir wollten verstehen, wie sich Desinformation abhängig von medialen Gewohnheiten, Vertrauensmustern und Kommunikationsformen in verschiedenen Altersgruppen verbreitet und verfängt. Denn wenn wir wissen, wie Desinformation auf verschiedene Generationen wirkt, können wir den Dialog zwischen ihnen fördern und gegenseitiges Verständnis schaffen.


Forschungseinblicke

Zu Beginn des Workshops teilten wir aktuelle Forschungsergebnisse zur generationenspezifischen Anfälligkeit für Desinformation. Es wurde deutlich, dass die Mechanismen der Manipulation zwar oft ähnlich sind, die Kanäle und Formate sich jedoch stark unterscheiden. Dabei werden bestimmte Gruppen und Plattformen häufiger untersucht als andere, z. B. Menschen höheren Alters auf Facebook. Während ältere Menschen beispielsweise häufiger über Messenger-Dienste wie WhatsApp-Kettenbriefe oder auch über Facebook mit Falschinformationen konfrontiert werden, begegnen jüngere Menschen emotional aufgeladenen und irreführenden Inhalten vermehrt auf Plattformen wie TikTok oder Instagram.

Was alle Altersgruppen jedoch verbindet, ist die Wirkung bestimmter psychologischer Mechanismen, insbesondere kognitiver Verzerrungen wie dem Bestätigungsfehler: die Tendenz, Informationen so zu suchen, zu interpretieren und zu erinnern, sodass sie die eigenen Vorannahmen bestätigen. Die äußere Form und die Kanäle, über die Desinformation uns erreicht, unterscheiden sich zwar, doch diese psychologischen Effekte wirken generationsübergreifend.


Generationenanalyse in Gruppen: Anfälligkeiten und Resilienzen im Fokus

Im praktischen Teil des Workshops teilten sich die Teilnehmenden in Gruppen auf, um jeweils eine Generation, X, Y oder Z, genauer unter die Lupe zu nehmen. Ihre Aufgabe war es, Faktoren zu identifizieren, die Angehörige dieser Generationen besonders anfällig für Desinformation machen, aber auch solche, die als Resilienzfaktoren schützend wirken können. Diese Faktoren wurden gesammelt und in einem Raster eingeordnet, wobei auch bewertet wurde, inwieweit diese Aspekte auf die jeweilige Generation zutreffen.


Materialien für die Gruppenarbeit auf einem Tisch angeordnet.
Materialien, die beim Workshop zum Einsatz kamen.

Interessant war, dass sich die ermittelten Resilienzfaktoren für die Generationen X und Y stark ähnelten, nämlich 

  • eine kritische Distanz gegenüber Inhalten im Netz sowie 

  • eine hohe Wertschätzung für Qualitätsjournalismus. 


Der Generation Y wurden folgende stärkende Faktoren zugeschrieben: 

  • Lerneffekte aus früheren Begegnungen mit Falschinformationen

  • Ein generelles Vertrauen in wissenschaftliche Methoden und Erkenntnisse


Und bei der Generation X traten folgende Resilienzfaktoren hervor:

  • Die langsame und bewusste Informationsverarbeitung

  • Die Fähigkeit zum kritischen Denken


Neben den Resilienzfaktoren beschäftigten sich die Gruppen auch mit solchen Faktoren, die die Anfälligkeit für Desinformation erhöhen. Als anfällig machende Faktoren für die Generation Y wurden identifiziert,

  • die Beeinflussbarkeit durch Algorithmen, die Inhalte vorsortieren und personalisieren sowie 

  • die emotionale Aufladbarkeit bestimmter Themen, die eine rationale Bewertung erschwert.


Die emotionale Aufladbarkeit wurde auch der Generation Z zugeordnet. Daneben, gab es aber auch zahlreiche weitere Faktoren, die für die Anfälligkeit gegenüber Desinformation verantwortlich sein können:

  • der Glaube an Influencer:innen kann bewirken, dass wenn diese sympathisch oder glaubwürdig wirken, ihren Aussagen eher vertraut wird, auch dann, wenn sie falsche Informationen verbreiten;

  • die Neigung zur Selbstüberschätzung, (der sogenannte Dunning-Kruger-Effekt), denn wer wenig über ein Thema weiß, überschätzt manchmal das eigene Wissen, und glaubt, Desinformation leicht erkennen zu können, obwohl das nicht der Fall ist;

  • die Anfälligkeit für sozialen Druck: Auf Social Media zählt oft, was andere liken oder teilen. Viele wollen dazugehören und machen bei Trends mit, auch wenn sie problematische Inhalte zeigen.


Menschen um einen Tisch versammelt, die verschiedene Faktoren gegen Desinformation in ein Raster einordnen.
Gruppenarbeit zur Generation Y im Workshop auf der re:publica 2025

Die Ergebnisse waren aufschlussreich und zeigten ein differenziertes Bild und interessanterweise unterschied sich die Verteilung und Gewichtung dieser und anderer Faktoren deutlich von Generation zu Generation. Dies führte in den einzelnen Gruppen zu lebhaften Diskussionen, insbesondere über die Präzision der einzelnen Zuschreibungen und die grundsätzliche Frage, inwieweit pauschale Aussagen über ganze Generationen überhaupt möglich und sinnvoll sind.


Aus diesen Analysen und Diskussionen entwickelten sich spannende Überlegungen zu möglichen Interventionsansätzen und Bildungsformaten, die auf die spezifischen Bedürfnisse und Realitäten der unterschiedlichen Altersgruppen eingehen.

Wir danken allen Teilnehmenden für ihre engagierte Mitarbeit und die vielen wertvollen Impulse! Die Ergebnisse des Workshops bestärken uns in unserer Arbeit, weiterhin zielgruppenspezifische Aufklärungsarbeit zu leisten und die Medienkompetenz über alle Generationen hinweg zu fördern.

 
 
 

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