Rückblick: Fachtag Digitale Grundbildung: für eine inklusive digitale Gesellschaft!
- Juliane Stiller
- 12. Aug.
- 3 Min. Lesezeit
Am 27. Juni 2025 versammelten sich über 70 Teilnehmer:innen im Rahmen des Digitaltag 2025 zu einem Online-Fachtag zum Thema "Digitale Grundbildung". Die Veranstaltung, ausgerichtet vom Projekt Digi iQ (digitale Grundbildung im Quartier) aus Nürnberg, bot eine Plattform für den Dialog und die Vernetzung von Akteur:innen aus Pädagogik, Stadtteilarbeit, Ehrenamt, Migration, Bildung, Verwaltung und Politik. Im Mittelpunkt standen wichtige Fragen: Wer gewährleistet die Zugänglichkeit digitalisierter öffentlicher Daseinsvorsorge für alle, insbesondere für diejenigen, die aus verschiedensten Gründen keinen Zugang zur digitalen Welt besitzen? Und welche Gestaltungsprinzipien sollten Angebote verfolgen, um soziale Exklusion durch digitale Barrieren zu verhindern?

Warum ist digitale Grundbildung so entscheidend?
Die fortschreitende Digitalisierung öffentlicher Dienstleistungen, von der Suche nach Kitaplätzen bis zur Beantragung von Sozialleistungen, ist zwar sinnvoll und notwendig, birgt jedoch das Risiko, Teile der Bevölkerung abzuhängen. Ohne die Möglichkeit zur digitalen Teilhabe ist soziale Teilhabe nicht vollständig gegeben. Die Herausforderungen variieren dabei stark, je nachdem, ob es sich um ältere Menschen, Personen mit Behinderung oder Zugewanderte handelt. Es bedarf dringend sowohl schneller Hilfsangebote als auch leicht zugänglicher Bildungsinitiativen, um allen Bürger:innen die Nutzung digitaler öffentlicher Dienste zu ermöglichen.
Impulsvortrag und gemeinsame Diskussion
Den Auftakt des Fachtags bildete der Impulsvortrag unserer Vorständin Dr. Juliane Stiller unter dem Titel "Digitale Teilhabe gestalten: Bildungsangebote und Unterstützungssysteme für eine inklusive Gesellschaft". Sie legte dabei das wissenschaftliche Fundament für die weiteren Diskussionen. Ihr Vortrag beleuchtete die "Drei Ebenen der digitalen Kluft": den Zugang zu Technologien und Geräten, die unterschiedlichen digitalen Kompetenzen und Nutzungsverhalten sowie den Einsatz dieser Kompetenzen, sodass positive Offline-Ergebnisse entstehen können.
Es wurden verschiedene Ursachen digitaler Benachteiligung benannt: die Kosten für Geräte und Internetzugang, fehlende Kompetenzen für komplexe digitale Dienste, mangelnde Barrierefreiheit digitaler Angebote sowie fehlendes Vertrauen in digitale Anwendungen. Besondere Aufmerksamkeit galt zudem den "digital benachteiligten Gruppen" wie älteren Menschen, Menschen mit Behinderungen, Personen aus sozial schwachen Verhältnissen, Frauen, Migrant:innen und Bewohnern ländlicher Gebiete. Ergänzt wurde dies durch das Konzept der "digital vulnerablen Gruppen", die mehr von den negativen Aspekten der Digitalisierung betroffen sind als andere Gruppen und die Problematik der "digitalen Fragmentierung", die sich in geräteabhängiger Ungleichheit und begrenzten technologischen Kenntnissen äußern kann.
Dr. Stiller stellte das Konzept des "digitales Existenzminimum" vor, wie es gerade von Organisationen und Wissenschaftler*innen im Vereinigten Königreich entwickelt wurde, das über den reinen Zugang hinausgeht und Fähigkeiten, Wissen sowie Unterstützung für eine sichere und selbstbewusste digitale Interaktion umfasst. Als Wege zu einer umfassenderen digitalen Teilhabe wurden vier tragende Säulen identifiziert: praxisnaher, individueller Kompetenzerwerb, umfassende Unterstützungssysteme und Infrastruktur, aktive Partizipation der Zielgruppen bei der Angebotsentwicklung sowie strategische, inklusive Ansätze auf Regierungs- und Organisationsebene.
Im Anschluss an den Vortrag stellte Volker Wolfrum, Leiter des Nürnberger Sozialamts, ein Konzept für frei zugängliche digitale Anlaufstellen vor, die eine verbesserte digitale Teilhabe fördern sollen. Zusammen mit Dr. Stiller und dem Publikum diskutierte er über die vielfältigen Herausforderungen und Verantwortlichkeiten, die mit der voranschreitenden Digitalisierung einhergehen.
Praxisansätze in den Foren
Nach dem Plenum teilte sich die Veranstaltung in drei parallele Foren, die unterschiedliche, praxisorientierte Lösungsansätze vorstellten:
Das Berliner Projekt Digital Zebra präsentierte, wie öffentliche Bibliotheken als strukturelle Ankerpunkte für einen niedrigschwelligen Zugang zu digitaler Teilhabe und Bildung genutzt werden können.
Die Stadt Jena stellte ihren Probierladen vor, ein innovatives Konzept, das konkrete Hilfe bei digitalen Problemen mit experimentellen Bildungsangeboten räumlich verknüpft.
Das Projekt Digi iQ – digitale Grundbildung im Quartier aus Nürnberg, eine Kooperation zwischen dem Medienzentrum Parabol und dem Bildungsbüro, erläuterte seinen Peer-to-Peer-Ansatz mit sozialräumlichem Fokus.
Eine ausführliche Dokumentation des Tages mit allen Folien kann von den Seiten des Nürnberger Bildungsbüros heruntergeladen werden: https://digi-iq.org/fileadmin/redaktion/Transfer/Dokumentation_und_Pr%C3%A4sentationen_Fachtag_digitale_Grundbildung_2025.pdf
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